Haben wir die Grenzen von Open Source erreicht?

Das TRIBUNAL wird in einer 2D Welt spielen

Es gibt für unser Onlinespiel eine Änderung. Anders als ursprünglich geplant werden wir den Online Teil von Healing nicht in einer 3D Welt umsetzen können.

Das war keine leichte, aber eine eindeutige Entscheidung. Für uns und unser Projekt müssen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt von der Idee verabschieden eine Online 3D-Welt in Mozilla Hubs entwickeln zu können.

Geplant war eine Online-3D Welt, in der Spieler:innen untereinander und auch mit den Spielenden im Bunker auf verschiedenen Ebenen kommunizieren können: Per Kamera, Mikrofon und Texteingabe. Dabei werden nicht nur diese Daten, sondern auch weitere Metadaten der Nutzenden auf Servern zwischengespeichert. Uns ist dabei nicht egal, wo die Daten landen und was damit passiert. Diese Daten wollen wir niemandem verfügbar machen. Wir möchten Healing, online wie offline, in einem sicheren Raum für alle Beteiligten stattfinden lassen.

Das hat seinen Preis.

Es hat den Preis, dass wir nicht einfach jeden Server dafür benutzen können.

Mozilla ist unter anderem eine Stiftung und bietet Open Source Software an. Mit den Mozilla Hubs wollten wir unsere 3D Welt digitale Wirklichkeit werden lassen. Dabei war uns von vornherein wichtig, auf die Verwendung von AWS (Amazon Webservices) zu verzichten. Wir waren bemüht eine Alternative zu entwickeln. Wir mussten feststellen, dass die Codes von Mozilla Hubs so sehr auf die Nutzung von AWS ausgerichtet sind, dass Kernfunktionen nicht in ein anderes System übertragen werden konnten. 

Was sind Amazon Webservices?

Amazon ist ein inzwischen ziemlich allumfassender Konzern, der uns nicht nur (fast) alles per Oneclick aus einem Onlineshop nach Hause liefern kann, auch diverse technische Geräte und Online-Dienste und Webservices gehören zum Produktportfolio des amerikanischen Unternehmensgiganten. Darunter zählt auch die Amazon EC2, ein virtueller Server in der Amazon Elastic Compute Cloud (EC2). Dieser bietet eine skalierbare Rechenkapazität in der Amazon Web Services (AWS) Cloud an. Dieser wäre für die Umsetzung unserer 3D-Welt in Mozilla Hubs notwendig.

Warum ist das alles problematisch? 
Weil Amazon ein US-Unternehmen ist und damit dem US Patriot Act unterliegt.

Was ist der US Patriot Act?

Der US Patriot Act ist ein amerikanisches Bundesgesetz, das als Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September 2001 verabschiedet wurde. Das Gesetz dient dem Zweck die USA vor Terrorismus zu schützen und ermöglicht den Bundesbehörden daher umfangreiche Ermittlungen im Falle einer terroristischen Bedrohung. US-Geheimdienste und Behörden haben durch den US Patriot Act die Möglichkeit Einsicht in die Daten aller Bürger:innen zu erhalten.

Das bedeutet:

Ein Schutz sensibler Daten ist mit dem US Patriot Act nicht möglich.

Das bedeutet fuer uns:

Die Verwendung von Amazon Servern ist für uns und in unserem Projekt nicht möglich.

Unser Anliegen ist es, freiheitliche virtuelle Räume für Kunst- und Kulturprojekte zu erarbeiten. Von diesem Standpunkt möchten wir nicht abweichen. Mozilla greift im Falle von Hubs auf Amazon zurück, da hier die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden – was es uns im Gegenzug nicht ermöglicht, uns die Plattform für unsere Zwecke anzueigenen.

Daher werden wir die Online-Welt des Projektes in 2D auf der Plattform workadventure entwickeln. Was zunächst eine Enttäuschung darstellte, ist mittlerweile eine neue Herausforderung geworden, der sich unsere Programmierenden mit großer Kreativität annehmen. Neue Umstände bedeutet auch neue Möglichkeiten, neue Ideen und frischen Wind.

Wir ermitteln gerade, welche Spielelemente wir mitnehmen können. Was sicher ist: Es wird ein einmaliges Spielerlebnis bei dem Online- und Offline Spielende per Sound und Kamera miteinander verbunden sind. Darüber hinaus wird es mehrere Räume online geben, die die Spielenden des Tribunals entdecken können.

Wir glauben daran, dass es Alternativen zur Nutzung von Datenkraken wie Amazon braucht. Wir brauchen freiheitliche digitale Räume, die Datensicherheit ermöglichen. Leider scheint das im Moment noch nicht möglich zu sein. Aber wir versuchen mit Projekten wie diesem, das zu ändern. Wir haben in unserem Arbeitsprozess bereits sehr von der Community-Arbeit anderer Projekte profitiert: Es ist mühsam, aber es lohnt sich.

Haben wir die Grenzen von Open Source erreicht?